Im Jahre 1842, kurz nachdem F. L. Persius bereits zum Ober-Baurat für das königliche Bauen in Potsdam ernannt war, erhielt er von Friedrich-Wilhelm IV den Ehrentitel „Architekt des Königs“, eine einzigartige Auszeichnung des preußischen Königtums für einen Architekten. F.L. Persius wurde am 15.Febr.1803 in Potsdam geboren als jüngstes Kind des Weinhändlers Christian Friedrich Persius und seiner Ehefrau Anna Katharina Brendel, Tochter des bedeutenden Potsdamer Zimmermanns Johann-Georg Brendel. |
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Er
konnte bereits am 15.Febr. 1821, also achtzehnjährig, seine
Feldmesserprüfung an der Berliner
Bauakadamie ablegen und wurde bereits im Jahr 1823 von Karl Friedrich
Schinkel
zum Bauleiter eines größeren
Projektes, den Schlossbau für den
Grafen Potocki westlich von Krakau gelegen, bestimmt. Im Jahr 1826, im
Alter von 23 Jahren, legte F. L. Persius seine
Baumeisterprüfung ab. Er war aus
seiner Generation der jüngste Prüfabsolvent und, wie
sich in den nachfolgenden
Jahren der intensiven Zusammenarbeit im Atelier von K. F. Schinkel
zeigen sollte, wohl auch der Begabteste. K. F. Schinkel betreute ihn
sehr bald
mit den Potsdamer
Bauaufgaben
wie Schloss Charlottenhof und die sogenannten
Römischen
Bäder, Bauten im Park von Sanssouci. Diese Bauaufgaben
erarbeitete er sehr
selbständig und, wie sich
in den bis heute bewunderten Ergebnissen zeigt, mit
Einfühlungsvermögen,
insbesondere bei der Einbindung in die gartenplanerische Konzeption
des großen Landschaftsplaners Josef Peter
Lenné. F.L. Persius verstand sich als Architekt primär als Künstler. Er fühlte sich als Komponist angespornt, die geometrischen Formen der Architektur und die freien Formen der Landschaft und der Pflanzen zu einem harmonischen Ganzen zusammen zu fügen. Das schloss aber nicht aus, offen zu sein für Bauaufgaben des beginnenden Technischen Zeitalters, was sich an den vielen Maschinenhäusern und Verkehrsbauten zeigte, die er entwarf und realisierte. |
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Neben der gemeinsamen Arbeit verbanden Karl Friedrich Schinkel und F.L. Persius wohl echte Zuneigung und bis in den privaten Bereich gehende Freundschaft. Als 1830 K.F. Schinkel mit seiner Ehefrau und den Kindern zu einer langersehnten Italienreise aufbrachen, fand wohl folgende Begebenheit statt, die eine von Schinkels älteren Töchtern in ihrem Tagebuch von der Abfahrt früh morgens um 5 Uhr schilderte: ... „erwartete uns Schinkels Mitarbeiter Persius schon an der Post, um Abschied zu nehmen und gab uns eine Schachtel Ananas und Pommeranzen“. Friedrich Ludwig Persius heiratete am 18. Juli 1827 in Potsdam Charlotte Thusnelde Pauline Sello, einer der Töchter des Hofgärtners Ludwig Sello aus der Hofgärtnerdynastie der Sello, Schwester des Stifters der Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello. In seinen arbeitsreichsten Jahren zwischen 1840 und 1845 wurde F.L. Persius auch mehrfach auf Dienstreisen geschickt, die ihn zweimal ins Rheinland und nach den Niederlanden führten. Vom Winter bis Frühjahr 1845 (2. Januar bis 10. Mai) wurde ihm die lang ersehnte Italienreise gewährt, von der er vermutlich eine Typhusinfektion mitbrachte, an der er nach kurzer Krankheit am 12. Juli starb. Seine letzte Ruhestätte fand F. L. Persius am 15.Juli 1845, drei Tage nach seinem Tod, auf dem Familienfriedhof Sello in Potsdam Bornstedt. Dort steht bis heute die schöne palmettengekrönte Grabstele nach einem Entwurf von August Stühler mit dem eingelassenen Relief aus carrarischem Marmor von August Kiß gefertigt. Es zeigt das antike, beeindruckende Ildefonso-Motiv des von seiner Muse abschiednehmenden Künstlers, romantisch umgedeutet: des Abschied nehmenden Ehegatten. |
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Friedrich Ludwig
Persius hinterließ eine junge Witwe mit 6 Kindern. Das eigene
Wohnhaus,
erbaut von ihrem Ehemann gegenüber dem Obelisken, Eingang zur
'Grossen Allee' des Parks
Sanssouci, konnte sie wirtschaftlich nicht halten. Der König
kaufte ihr
dieses für 14000 Thaler ab. So wuchsen nach dem
frühen Tod ihres Vaters die
sechs Kinder in Potsdam auf in einem der vielen Wohnhäuser,
die in die
Parklandschaften der Potsdamer Parkanlagen gesetzt wurden. In diesem
Falle das
Gärtnergehilfenhaus, gelegen unterhalb der Orangerie an der
Maulbeerallee, das der
König der Witwe als Wohnsitz bis zu ihrem Tode mietfrei
überließ,
benachbart dem Gärtnerhaus,
an der Orangerie im Park Sanssouci, dem Wohnsitz Ihres Bruders des
Hofgärtners Hermann
Sello, das von Ihrem
verstorbenen Ehemann 1842 umgebaut und
erweitert worden war.
Die Kinder wuchsen heran im Park Sanssouci im Umfeld der Schöpfungen ihres Vaters und der Hofgärtner Sello, Ihren Onkeln und Tanten. Das älteste Kind, Katharina Charlotte Elisabeth Persius, heiratete den Militärarzt Alexander Hugo Berthold, mit dem sie vier Kinder hatte und damit eine weitverzweigte Familie bis in unsere Zeit begründete. Der älteste Sohn Paul Friedrich Ludwig studierte Jura. Er wurde erster Präsident des Preussischen Oberverwaltungsgerichtes und dann 1873 des Reichsverwaltungsgerichtes in Leipzig. |
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Der zweite Sohn Reinhold Ludwig Persius wurde Architekt, begründete, Gedanken von K.F. Schinkel verwirklichend und die Arbeit des ersten Konservators v. Quast fortsetzend, das erste preussische und auch erste deutsche Denkmalamt. Er richtete die Provinzialkonservatoren in ganz Preussen ein, wurde erster Leiter dieser Behörde als 'Erster Konservator der Kunstdenkmäler Preussens', 'Vortragender Rat' im Ministerium und 'Hofarchitekt'. Der dritte Sohn Conrath Lothar Ludwig Persius wurde Hofprediger an der Heilig-Geist-Kirche in Potsdam, war Seelsorger der Kronprinzenfamilie, dem späteren Kaiser Friedrich III, gab den Kindern dieses Kronprinzenpaares, unter anderem dem späteren Kaiser Wilhelm II Konfirmandenunterricht und konfirmierte diese, und begleitete seinen König und Kaiser Friedrich III bis zum Tod. Er hielt für diesen die Gedächtnisrede am 17. Juni 1888. Die Tochter Marie Persius, von der einige Zeichnungen zu Rheinlandschaften aus ihrer frühesten Jugendzeit erhalten sind und in denen eine grosse zeichnerische Begabung zu erkennen ist, stirbt unverheiratet im jugendlichen Alter von 23 Jahren. Friedrich Ludwig Persius war Architekt und Künstler. Sein Bestreben, sein Wollen als Architekt wurde 1844, also zu seinen Lebzeiten, von dem Zeitgenossen Lohde wie folgt wiedergegeben, offensichtlich die Wiedergabe eines Gespräches oder einer Diskussion zwischen diesem und dem Architekten: "...viele der neueren und neuesten Komponisten geben ihren Werken ein Übermaß von Harmonien, musikalischen Figuren, Ausweichungen und dergleichen, und errreichen dabei bei weitem nicht das Ziel, das die alten Meister, eben nur durch das Maßhalten dieser Mittel, so großartig und so erhebend festgestellt haben." Im Nachruf der Vossischen Zeitung am 14.Juli 1845 zum all zu frühen Tod von F. L. Persius am 12.07.1845 wurde formuliert: „Heute erlitten seine Majestät der König, die Residenz Potsdam und die schöne Baukunst einen von der allgemeinen Theilnahme beklagten und schwer zu ersetzenden Verlust. Er starb auf dem Höhepunkt seines Wirkens und der Liebe und Verehrung seiner Mitbürger, derer er so würdig war.“ KAE |