Als
im Sommer des Jahres 1845
kurz nach der Rückkehr aus seiner Italienreise Friedrich
Ludwig Persius der
„Architekt des Königs“ starb, war sein
Sohn Reinhold noch nicht ganz 10 Jahre
alt, ein Alter, in dem wissbegierig jede
Erzählung über fremde Länder
aufgenommen
wird. So wird vielleicht R.L. Persius den Nachrichten und
Erzählungen seines
Vaters in den letzten Wochen gelauscht haben und
vielleicht das Skizzenbuch
seines Vaters von der Italienreise durchgeblättert
haben. Nach dem Abitur
begann R.L. Persius somit das Architekturstudium.
R.L. Persius wurde am 27.August 1835 in Potsdam geboren als viertes Kind der Eheleute Friedrich Ludwig Persius und Charlotte Thusnelde Pauline Sello, Tochter des Hofgärtners in Sanssouci Christian Ludwig Samuel Sello. |
|
Sein
Vater, Friedrich
Ludwig Persius,
der Architekt des Königs, hinterließ 1845 eine junge
Ehefrau mit sechs
unmündigen Kindern, die nach dem frühen Tod ihres
Vaters in Potsdam aufwuchsen
in einem der Gärtnergehilfenhäuser
an der Maulbeerallee unterhalb der Orangerie, das der König
der Witwe als
Wohnsitz bis zu ihrem Tode mietfrei überließ. Die
hervorgehobene Situation am
Rande des Parks Sanssouci konnte aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass das
Leben für diese Familie nur in allergrößter
Sparsamkeit und mittels Zuwendungen
des im benachbarten Hofgärtnerhaus wohnenden
kinderlosen Bruders, des
Hofgärtners Hermann
Sello möglich war.
Dass es der jungen Witwe gelang, ihren vier Söhnen eine Bildung zukommen zu lassen, die ihnen ermöglichte in ihrem Berufsleben hervorragende Leistungen zu erbringen, ist sicherlich ihrer ausserordentlichen Energie und der Hilfsbereitschaft der Sello-Familie zu verdanken. |
|
So konnte R.L. Persius nach Ablegen des Abiturs im Büro des Architekten Ferdinand Heinrich Ludwig von Arnim seine Architektenausbildung beginnen, ab 1854 an der Berliner Bauakademie sein Studium aufnehmen und 1856, parallel dazu an der Kunstakademie in Berlin studieren und bereits 1856 seine Bauführerprüfung ablegen mit Aushändigung seiner Reisepässe und einer silbernen Medaille. Er wurde sodann Bauführer in Schulpforta und Naumburg für den Architekten Friedrich August Stüler . 1859 beteiligte sich R.L. Persius an einem Architekturwettbewerb der Kunstakademie Berlin, erhielt den ersten Preis und konnte nunmehr aus dem Preisgeld von 500 RM seinen Traum einer Studienreise nach Italien verwirklichen. Im Jahr 1860 entstanden so in Italien vermutlich etwa 150 Architekturzeichnungen, von denen 90 Exemplare erhalten sind. Diese Zeichnungen spiegeln eine große Liebe zu Architekturdetails und eine Neigung zum Malerischen. Sie sind primär Architekturzeichnungen, wobei sie in überwiegendem Maße ländliche und verfallende Architekturen zeigen. Es sind Zeichnungen eines „Skizzenbuches“, kleinformatig, handlich, aber von einer Vollendung der Darstellung insbesondere der Details, die ein sehr genaues Auge voraussetzen und eine große Ruhe und Sicherheit wiederspiegeln. Diese innere Ruhe und Sicherheit muss ihn auch in seinem Berufsleben geführt haben, das ab 1864, dem Jahr seiner Baumeisterprüfung, begann mit Bauaufgaben aus dem Königshaus. Bereits 1867 wurde er Hofbaumeister in Potsdam und 1876 Direktor der Schlossbaukommission. In dieser Zeit führte er auch eine Fülle von Privatbauten, hauptsächlich Potsdamer Turmvillen, aus. 1886 wurde er ‚Erster Konservator der Kunstdenkmäler in Preußen’. Er war ‚Vortragender Rat’ im Ministerium und ‚Hofarchitekt des Königs’. 1901 nahm er seinen Abschied als ‚Wirklicher Geheimer Rat’. Das Hauptanliegen in seinem reichen Arbeitsleben war zweifellos sein Einsatz in der Denkmalpflege. Das Streben des R.L. Persius richtete sich auf eine Berücksichtigung der historischen Entwicklung und des damit verbundenen Charakters der Bauten, ein sehr moderner und bis heute gültiger Ansatz von verantwortungsbewussten Architekten, die sich den schwierigen Aufgaben der baulichen Denkmalpflege widmen. Reinhold Ludwig Persius starb am 12.Dezember 1912 in Berlin. Er wurde in Potsdam-Bornstedt auf dem Sello-Familienfriedhof beigesetzt. KAE |