Das repräsentative Grabmal Illaire, mit dem markanten, in einer Ädikula sitzenden Engel und dem auf dem Sockel befindlichen Bildnis Illaires in einem runden Marmormedaillon, wurde 1866/67 von Reinhold Persius, dem Sohn des Architekten Friedrich Ludwig Persius, entworfen. Die Figur des Engels, der lässig die Beine seitwärts nach hinten gewinkelt sitzt und die rechte Hand auf die Bibel gestützt mit dem ausgestreckten linken Arm und Finger nach oben zum Himmel, zu Christus zeigt und damit die Auferstehungsgewissheit symbolisiert, wurde von dem bekannten Bildhauer Julius Franz (1824-1887) geschaffen. Von ihm stammen u.a. Marmorgruppen für das Orangerieschloss in Potsdam und eine Bronzegruppe im Sizilianischen Garten in Sanssouci sowie dekorative Statuen für die alte Berliner Börse und das Zeughaus. Eine zweite Fassung des Engels befindet sich an einem Grabmal auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.
Die Restaurierung umfasste die Beseitigung von Schäden durch aufsteigende Feuchte und durch vom Dach des Grabmals herabtropfendes und hochspritzendes Wasser. Alles zusammen sorgte für Durchfeuchtung des Mauerwerks und abblätternden Putz, Verdreckung und Veralgung. Das Grabmal wurde gereinigt, teilweise unter Wiederherstellung von originalen Profillinien neu verputzt und mit einer neuen gelblich-ockerfarbenen Farbgebung versehen. Ausserdem wurden im Laufe der Jahre abgebrochene Gliedmaßen des Sandstein-Engels, so insbesondere die zum Himmel weisenden Finger nach alten Bildvorlagen rekonstruiert. Darüber hinaus erhielt das Grabmal eine neue, Wasser besser ableitende Dachabdeckung.
Bei der Reinigung wurden Reste einer ursprünglichen Farbfassung des Ädikulahintergrundes entdeckt. Auf Drängen der Unteren Denkmalschutzbehörde wurde nun eine der offenbar historischen Farbgebung vergleichbare Farbfassung statt der bisherigen sandgrauen Tönung wiederhergestellt. Der Engel sitzt jetzt hervorgehoben vor einem strahlend blauen, das Himmelsgewölbe symbolisierenden Hintergrund und weist mit wieder allen seinen Fingern, die Auferstehungsgewissheit symbolisierend nach oben. Er bildet so einen neuen Blickfang auf dem sonst farblich schlicht gehaltenen Friedhof.
Saniert wurde auch die sich an das Illaire-Grabdenkmal anschließende östliche Pergolamauer des Sello-Friedhofs, die diverse Feuchtigkeitsschäden aufwies. Bedroht wurde die Mauer zusätzlich durch eine sich unmittelbar an sie anlehnende ca. 150 Jahre alte geschützte Linde, deren Stamm und Wurzelwerk auf die Pergola-Mauer drückten, sodass bereits tiefe Risse und eine Schiefstellung der Mauer entstanden waren, die mittelfristig die Standsicherheit der Mauer gefährdeten. Vor kurzer Zeit musste bereits als Notmassnahme ein Pfeilerkopf zur Sicherung erneuert werden, da ihn der Baumstamm durch starken Wind aus dem Mauerverbund gedrückt hatte.
Die Pergola-Mauer wurde teilweise abgebrochen, neu gegründet und - im Bereich des Baumes schmaler – unter weitgehender Verwendung des alten Materials nach historischem Vorbild wieder aufgebaut. Dabei wurde insbesondere darauf geachtet, den überlieferten, inzwischen durch zahlreiche Ausbesserungen kaum noch sichtbaren, Fugenstrich wieder herzustellen. Die Baumwurzel wurde durch einen Korbbogen überbrückt. Verschmalerung und Korbbogen dienen dazu, Baumdruck von der Mauer zu nehmen und Platz für weiteres Baumwachstum zu schaffen, ohne dadurch die Mauer erneut zu gefährden oder das vertraute Bild zu verändern.
Seine zum Gebet gefalteten Hände bekam zudem der von Prof. Otto Geyer (1843-1914, weitere Werke u.a. Terrakotta-Fries an der Hauptfront des Roten Rathauses [Berlin-Mitte]) für das Grabdenkmal Elsbeth Rosenthals geschaffene knieende Engel wieder. Elsbeth Rosenthal war die 1885 15-jährig verstorbene Lieblingsschwester des Industriellen Kurt Erdmann Rosenthal, der mit seinem Erbe als Zweitstifter das finanzielle Überleben der Familienstiftung Hofgärtner Hermann Sello nach 1945 sicherstellte. Die Hände waren vor einigen Jahren durch Astbruch abgeschlagen. Eine aufmerksame Friedhofsgärtnerin fand sie und bewahrte sie über viele Jahre so sorgfältig auf, dass die Hände jetzt mit nur geringfügigen Ergänzungen wieder angebracht werden konnten.
Neben diesen auffälligeren Arbeiten konnten noch einige kleinere Reparaturen durchgeführt werden. Untersucht wurde ferner die verwaiste Grabstätte des Geheimen Oberrechnungsrats Friedrich Eugen Wilckens (1779-1829) und seiner Familie, da unter der Erdabdeckung ein Grabgewölbe vermutet wurde. Zwar wurden bei den Bodenuntersuchungen Mauerreste gefunden, doch insgesamt hat sich die Grabstätte als nur mit Erde und Mauerschutt verfüllt herausgestellt. Und erneuert wurde die am kirchenseitigen Eingang gelegene Abschlussmauer, bei der sich Steine und das aufgesetzte Eisengitter gelockert hatten.
Ermöglicht werden konnten die umfangreichen Restaurierungsarbeiten durch eine grössere Zuwendung der Stadt Potsdam – Untere Denkmalschutzbehörde, mit der alle Massnahmen eng abgestimmt wurden, sowie mit Geldern der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die teilweise aus für den Sello-Friedhof zweckgebundenen Spenden stammten und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz zudem aufgestockt wurden. Einen weiteren Teil trug die Familienstiftung aus eigenen Mitteln und dank einer familieninternen Finanzierungszusage bei. Die Durchführung aller Bauarbeiten lag in den Händen von Willers Architekten + Ingenieure, Bochum, die schon früher in Potsdam tätig und die Ausführung hatte die Firma Gottschalk Baudenkmalpflege GmbH, Friesack, übernommen, die ebenfalls schon in Potsdam Aufträge ausführen konnte.
Nach Sanierungen in den Vorjahren (zuletzt Nietner-Stelen und gusseisernes Grabkreuz Anger) konnte mit diesen Maßnahmen wiederum ein grosser Schritt zum Erhalt und zur denkmalgerechten Sanierung dieses kulturgeschichtlich bedeutsamen, schon von Fontane in seinen „Wanderungen“ beschriebenen, heute vielbesuchten und noch aktiven Familienfriedhofs getan werden. Die Familienstiftung dankt allen, die durch ihre finanzielle Hilfe und durch sorgfältigen und sensiblen Umgang mit der Bausubstanz bei Planung und Ausführung zu dem sehenswerten Ergebnis beigetragen haben. Allerdings werden auch in den nächsten Jahren weitere Sanierungsarbeiten an den den Familienfriedhof umfassenden Pergola-Mauern sowie an den Grabsteinen selbst erforderlich werden, um die historische Substanz und den Charakter des Friedhofs auch in Zukunft zu bewahren.
Östliche Pergolamauer vor der Renovierung:
Östliche Pergolamauer nach der Renovierung:
Grabmal Illaire vor der Renovierung: |
… und nach der Renovierung: |
… und nun hat der Engel auch seine Finger wieder:
Grabmal Elsbeth Rosenthal vorher: |
Engelsfigur nun wieder mit Händen: |
Die mit zahlreichen Abbildungen versehene Chronik, die sich nicht als vollständige chronologische Darstellung der Familiengeschichte, sondern eher als Erzählband versteht, wird ca. 220 Seiten umfassen und im Frühjahr 2011 im Eigenverlag der Verfasser und Herausgeber erscheinen. Die Chronik wird am 21. Mai 2011 im Rahmen eines Kolloquiums des GartenForums Glienicke öffentlich vorgestellt werden. Nähere Informationen zur Chronik und zu den Bezugsmöglichkeiten werden zu einem späteren Zeitpunkt auf dieser Website zu finden sein. Informationen zum GartenForum Glienicke und seinen Veranstaltungen gibt es unter www.bldam-brandenburg.de/aktuelles/gartenforum_glienicke.html