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Hofgärtner Hermann Sello


Potsdam
Hermann Sello 1848 (Degas)

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Hermann Sello

Hermann Sello wirkte als Hofgärtner zuerst im Revier Charlottenhof, später betreute er das Terrassenrevier/Sanssouci. Zum Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. hatte er ein sehr enges Verhältnis und setzte dessen Träume von Italien gärtnerisch um, zuerst im "Italienischen Kulturstück" vor den Römischen Bädern, dann im "Paradeisgärt'l" nördlich der Maulbeerallee. Diese Gärten existieren heute nicht mehr, auch nicht seine Dienstwohnung, die "Villa Sello" mit ihren Gartenanlagen.
C. J. Begas, Jugendbildnis Hermann Sello
C. J. Begas, Jugendbildnis Hermann Sello
(Familienbesitz)

Aline Sello
Aline Sello geb. Schall, Hermann Sellos Frau
(Familienbesitz)


Villa Sello (Hermann Schnee)
Hermann Schnee, Hofgärtnerhaus "Villa Sello", Aquarell
(Privatbesitz)
Widmung
Hermann Sello schenkte seiner Schwägerin Adelheid einen Gedichtband mit obiger Widmung
(Privatbesitz)
Teller: Villa Sello
Motiv der Villa Sello auf Porzellanteller
(Privatbesitz)
Hermann Sello und Frau Aline
Hermann Sello und Frau Aline
(Familienbesitz)
Hermann Ludwig Sello, geb. am 29. 09 1800 in Caputh, war der älteste Sohn des Hofgärtners Christian Ludwig Samuel Sello (1775-1837) und dessen Ehefrau Dorothea Charlotte Anger (1780-1858), einer Fabrikantentochter aus Berlin. Sein Vater war Hofgärtner in Caputh, später in Sanssouci, sein Großvater Johann Samuel hatte den Marlygarten in Sanssouci betreut.
Nach dem Wiener Kongress 1815 begann eine neue Zeit auch für die königlichen Gärten. Friedrich Wilhelm III. hatte an verschiedenen Höfen die Landschaftsgartenkunst erlebt und wünschte nun eine Umgestaltung der königlichen Gärten. Daher wurde Peter J. Lenné, damals 27 Jahre alt, 1816 nach Preußen geholt; natürlich war zu dem Zeitpunkt nicht abzusehen, was aus der Verpflichtung dieses Mannes werden würde. 1816 trat Hermann Sello seine Gärtnerlehre an, Lenné erteilte ihm Unterricht u. a. in Botanik, Pflanzenphysiologie und Planzeichnen und bescheinigte ihm "ausgezeichneten Fleiß und Eifer". Er gab dem jungen Gehilfen wahrscheinlich auch die Reiseroute für seine Wanderjahre vor.
Zwischen 1820 und 1824 reiste Sello, versehen mit einem königlichen Reisestipendium, zuerst nach Wien, - dort arbeitete er im Kaisergarten - dann nach München, Mailand/Monza und Sizilien und von dort nach Paris. Dort hörte er auch Vorlesungen an der Universität. Alexander von Humboldt schrieb: "Wir haben hier den jungen Gärtner Sello, den ich nicht genug loben kann, kräftig, kenntnisvoll, bescheiden, ein ganz trefflicher Mensch."
Ein weiteres Stipendium für eine England-Reise wurde ihm verweigert, er reiste aber trotzdem dorthin. Durch Lennés Vermittlung erhielt er Beträge aus der Gartenkasse, die er durch Samen- und Pflanzensendungen zurückzahlte.
Bald nach seiner Rückkehr wurde er auf Vorschlag Lennés, der inzwischen Gartendirektor geworden war, als Leiter der entstehenden Gartenanlagen nach Charlottenhof geholt, 1828 wurde Sello Hofgärtner des kronprinzlichen Hofstaates.
Das idyllische Ensemble aus Schlösschen und "Römischen Bädern" entstand in den folgenden Jahren, erst 1839 war ein gewisser Abschluss erreicht. Der große Architekt K. F. Schinkel und sein Meisterschüler Ludwig Persius sowie Gartendirektor Peter J. Lenné und der Hofgärtner Hermann Sello "vereinten sich hier in einem Werk, das zum Glanzpunkt ihrs Wirkens wurde." Unter steter interessierter Anteilnahme des kunstsinnigen Kronprinzen entstanden die Gebäude und die Gärten an der Villa und der Dichterhain, später der seinerzeit berühmte (und nunmehr wiederhergestellte) Rosengarten und der Hippodrom Sello hatte zunächst im Erdgeschoss von Charlottenhof gewohnt. Da das Schlösschen zum sommerlichen Lieblingsaufenthalt des Kronprinzen und seiner Frau wurde, musste für Sello eine neue Dienstwohnung gebaut werden; das Gärtnerhaus bauten Schinkel und Persius 1829-1830; ursprünglich sollte die Anlage an ein norditalienisches Pächtergehöft ("fabricca") erinnern, daraus erwuchs dann der Komplex der sog. "Römischen Bäder". Persius, der 1827 Sellos Schwester Pauline geheiratet hatte, baute nach Absprache mit dem Gärtner das für die Bewirtschaftung notwendige Gehilfenhaus. Vor den Römischen Bädern pflanzte Sello das "Italienische Kulturstück", Wein und Kürbis rankten an Ketten zwischen Obstbäumen, Mais, Artischocken und Broccoli wurden im Gemüsegarten gezogen.
1837 wurde Sello Nachfolger seines Vaters im Terrassenrevier Sanssouci, dazu gehörten auch die Orangeriehäuser am Nordrand des Parks, außerdem war er für die Pflege der Maulbeerallee zuständig.
Am 16. Mai 1839 heiratete Sello seine Kusine, die zwölf Jahre jüngere Aline Schall, eine vermögende Gutsbesitzerstochter. (s. d.) Aline schrieb Gedichte lyrischen, religiösen und sogar politischen Inhalts. Sie vertonte eigene und fremde Texte. Julius Steiner, um 1840 als Gärtnergehilfe bei Sello beschäftigt, später Theaterdirektor, schreibt in seinen Erinnerungen: "Sellow war eine recht chevalereske Persönlichkeit, geistreich, gebildet ein wenig rau, aber sonst gütig und jovial. Seine Gemahlin, eine schöngeistige Dame, [...] und er öffneten wiederum gesellschaftlich ihr Haus, und mein Talent als Vorleser durfte ich auch in diesem Kreise geltend machen."
1840 trat der Kronprinz als Friedrich Wilhelm IV. die Nachfolge seines Vaters an. Im Gartenbereich begann eine Zeit "unvergleichlichen Wirkens" für Lenné und auch für Hermann Sello. Seine neue Dienstwohnung an der Maulbeerallee wurde 1841- 42 von seinem Schwager Persius um- und ausgebaut, ebenfalls im italienischen Landhausstil. Haus und Garten bildeten die "lachendste Idylle", wie der Dichter August Kopisch, Freund des Hauses und Chronist der Gärten, bemerkte. Sie wurden ebenso bewundert wie das Paradiesgärtlein, das er nördlich der Maulbeerallee anlegte. Gerühmt wurde vor allem der reiche Blumenschmuck.

Der König veranlasste auch eine Umgestaltung der Schlossterrassen. Auf der obersten Terrasse legte Sello auf Wunsch des Königs "samtigen Rasen" an und Blumenbeete und verwendete Blattpflanzen und Gräser als dekorative Elemente, korrespondierend zu dem reichen bildhauerischen Schmuck nach Entwürfen von Persius und Hesse. Zwei Schalenbrunnen sorgten für Kühlung. Nach und nach wurden die anderen Terrassen und das Parterre um die nun endlich funktionierende große Fontäne mit seltenen Bäumen und Gehölzen bepflanzt. 1842 erwarb Sello ein kleines Grundstück in Bornstedt, als Grablege für die Familie Sello und ihre Freunde. (s. d.)
Das Jahr 1848 mit seinen revolutionären Ereignissen bildet eine entscheidende Zäsur auch für das Gartenreich: der König war danach ein gebrochener Mann. Das hatte natürlich auch Auswirkungen auf die weitere gärtnerische Tätigkeit. Sello war nun im Rahmen der von Lenné begonnenen "landschaftlichen Verschönerung" der Umgebung Potsdams mit mehreren Projekten betraut, z. T. zusammen mit Emil Sello, seinem jüngeren Bruder; die gärtnerischen Neuanlagen bei der Domäne Bornim wurden Sello übertragen; er pflanzte dort u. a. Hunderte von sauren und süßen Kirschen und Tausende von Maulbeerbäumen. Die Hoffnungen auf eine Belebung der Seidenraupenzucht erfüllten sich jedoch nicht.

1851 konnte er noch einmal eine "Bildungsreise" unternehmen, die ihn nach St. Petersburg führte. - Nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. Anfang 1861 versuchte Sello trotz schwindender Kräfte, Wilhelm I. zur Fortsetzung des Werks zu bewegen, aber er hatte keinen Erfolg. Der neue König interessierte sich nicht besonders für die Gartenanlagen.
Da seine Ehe kinderlos geblieben war, vermachte Sello sein Vermögen der Hofgärtner Hermann Sello Familienstiftung. (s. d.)
Am 1. April 1876 beging er sein 50. Dienstjubiläum. Zu dieser Zeit war er schon auf einen Rollstuhl angewiesen. Wegen seines "jammervollen Zustands" bewilligte ihm der König den Ruhestand und ernannte ihn zum Oberhofgärtner, "unter Anerkennung seines treuen Dienstes". Er war der erste Hofgärtner, der diesen Titel erhielt. Am 28. 12. 1876 starb Hermann Sello und wurde an der Seite seiner Frau, die schon zehn Jahre vor ihm verstorben war, auf seinem Familienfriedhof beigesetzt.

" ... der Bornstedter Friedhof, ... birgt einen Schatz : inmitten des Friedhofs liegt westlich der Kirche der 'Hofgärtnerfriedhof' ... . Innerhalb dieses außergewöhnlichen, evokativen wie kraftvollen Ortes liegen die sterblichen Überreste Peter Joseph Lennés und nachfolgender Mitglieder der Familie Sello, ebenso die Architekten Ludwig Persius, Ferdinand von Arnim sowie viele andere. Das Ineinandergreifen von Architektur und Landschaft, von menschlichem Können und getreuen Diensten, hätte nicht anschaulicher zum Ausdruck gebracht werden können als durch die letzte Ruhestätte so vieler derer, die die Bauten und Gärten des Preußischen Hofes gestalteten und pflegten - hier, in Bornstedt. Ein besinnlicher Besuch des Hofgärtnerfriedhofes ist mehr wert als tausend Bilder und tausend Worte."
(Beermann, Peter, Das Schöne mit dem Nützlichen: Englische Vorbilder und Einflüsse auf die Potsdamer Parklandschaft. In: Nichts gedeiht ohne Pflege, Katalog, SPSG, Potsdam 2001, S. 203)
Grabmal für Aline und Hermann Sello
Grabmal für Hermann Sello
(Foto: Familienbesitz)

Literatur:

  • Familienpapiere: Dr. Wilhelmine Spieß
  • Flyer "Schloss Charlottenhof", SPSG, 2. Aufl. 2004
  • Wimmer, C. A., Hermann und Emil Sello, in: Nichts gedeiht ohne Pflege, Katalog, SPSG, Potsdam 2001
  • Wimmer, C. A., Zur Geschichte der Verwaltung der königlichen Gärten, Die Hofgärtnerhäuser. In: Preußisch Grün, Katalog zur Ausstellung, SPSG, Berlin 2004
  • Wacker, Jörg, Ludwig Persius und die Gartenkunst, Potsdam 2001. In: Ludwig Persius, Architekt des Königs, Katalog SPSG, Potsdam 2003
  • Kirschen für den König, Hrsg. Marina Heilmeyer u. a., Potsdam, 2004
  • Maulbeeren zwischen Glaube und Hoffnung, Hrsg. Marina Heilmeyer, Michael Seiler, Potsdam 2006

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letzte Änderung 17.03.2022 15:17 CET
durch sello-webteam