Der Landschaftsmaler Hermann Schnee
Louise (14 Jahre)
Hermann (10 Jahre)
Hermann Schnee wurde am 5. Sept. 1840 in Treuenbrietzen geboren. Sein Vater
Rudolph Hermann Schnee (1805-1864) amtierte dort seit 1834 als Stadtgerichtsassessor. Seine Mutter
Louise Sello (1812-1845) war eine Schwester der Hofgärtner
Hermann und
Emil Sello. Ihre ältere Schwester
Bertha hatte den Hofgärtner
Eduard Nietner geheiratet, ihre Schwester
Pauline den Architekten
Ludwig Persius.
Während seiner langen Verlobungszeit von 1829 bis 1834 erlebte R. H. Schnee mit, wie unter der Direktion von Peter J. Lenné die Potsdamer Kulturlandschaft entstand. Seine beiden Schwäger Hermann Sello als Gärtner und Ludwig Persius als Architekt waren maßgeblich daran beteiligt. R. H. Schnee war humanistisch gebildet, ein großer Naturfreund und "malte sehr hübsch", wie seine Tochter berichtet.
In Sanssouci und Umgebung sammelte der kleine Hermann seine ersten prägenden Natureindrücke. Ende 1841 kehrte die Familie nämlich nach Potsdam zurück, man wohnte in der Zimmerstraße am Rande des Parks. Zusammen mit seiner Schwester Louise (1836-1905) und seinen Vettern und Cousinen Persius wuchs Hermann im Park auf, seine Großmutter Anger, seine Onkel und Tanten Sello und Persius wohnten alle im und am Park. - Seine Mutter starb leider im Januar 1845.
Hermann Schnee, Das Gartendirektionsgebäude in Sanssouci 1871, Privatbesitz
Entscheidend für Hermanns Entwicklung zum Landschaftsmaler war vor allem die Begegnung mit Theodor Storm (1817-1888). Von 1853-1857 lebte und arbeitete der Advokat und Poet in Potsdam. Wegen "Renitenz" gegen die damals dänische Obrigkeit hatte er seine Vaterstadt Husum verlassen müssen, er durfte dort seinen Beruf nicht mehr ausüben. In Potsdam fand er eine Anstellung, aber er fühlte sich nicht wohl im preußischen "Militärkasino", war mit Arbeit überlastet und konnte seine Familie von dem geringen Gehalt nicht ernähren. R. H. Schnee half ihm bei der Einarbeitung in das preußische Gerichtswesen. Bald entstand eine herzliche Freundschaft zwischen den beiden Familien. Es bekümmerte den Justizrat Schnee, dass er Storm nicht zum Bewunderer der Potsdamer Parks und der Landschaft machen konnte - Storm hing mit allen Fasern an der "Grauen Stadt am Meer" und der Nordseelandschaft. Hermann fasste eine herzliche Zuneigung zu "Onkel Storm", der ihn liebevoll seinen "Adoptivneffen" nannte. Zu Weihnachten bastelte der heimwehkranke Dichter zusammen mit Louise und Hermann ein "Weihnachtskunstwerk" für seine Söhne, eine Szene aus Hänsel und Gretel mit dem Pfefferkuchenhaus. Das Grün lieferte Hofgärtner Onkel Hermann Sello. Storm erzählte seinen Eltern in vielen Briefen von der Familie Schnee. Später erinnerte sich Hermann gerne daran, wie Storm im Freundeskreis, am Kamin beim summenden Teekessel, Gespenstergeschichten erzählte, die niemals aufgeschrieben wurden.
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Storm schrieb unter das Bild: Heinrich von Kleists Grab u. Todesstätte unweit Potsdam. Für mich nach der Natur gezeichnet von Hermann Schnee in Potsdam; derzeit Gymnasiast, später Landschaftsmaler. (Die Zeichnung ist Eigentum des Storm-Archivs Husum)
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Schon früh zeigte sich die zeichnerische Begabung Hermanns. Gegen den Willen des Vaters verließ er vorzeitig das Gymnasium, um Maler zu werden. Im Sommer 1858 besuchte er Storm in Heiligenstadt, der dort inzwischen Kreisrichter geworden war und sich im Eichsfeld sehr wohlfühlte. Sein Vater und Storm wechselten besorgte Briefe über die Zukunft des Jungen, der als leichtsinnig und faul galt. Storm ermutigte den jungen Anfänger, "jeden Tag wandert ein Stück des Eichsfelds in seine Mappe" schrieb er an den alten Schnee und "junger Wein will brausen".
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R. H. Schnee schrieb Mitte September 1858 während einer langweiligen tagelangen Schwurgerichtssitzung mehrere Briefe an Storm, die er mit Randzeichnungen versah. (Die Briefe sind Eigentum der Schleswig - Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel)
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Paula Schnee, geb. Maillard
(Privatbesitz)
Hermann begann seine Ausbildung als Schüler von Oswald Achenbach (1827-1905), einem bedeutenden Landschaftsmaler, in Düsseldorf. Dieser lehnte den formelhaften und starren Kunstbetrieb der Akademien ab, genau wie Hans F. Gude (1825-1903), mit dem Hermann 1863 nach Karlsruhe ging; dort wurde er sogar bei Hofe empfangen, wie seine Schwester stolz berichtet.
Als sein Vater Ende 1864 überraschend starb, übernahmen die Sellos und zwei Onkel Schnees die Kosten von Hermanns Ausbildung und bezahlten seine Schulden. 1866 kehrte er in die Heimat zurück und war nun nicht mehr auf die Unterstützung der Familie angewiesen.
1868 zog er mit seiner Schwester nach Berlin, in eine herrschaftliche 6-Zimmerwohnung im 4. Stock in der Halleschen Straße, dort wohnte er bis zu seinem Tod. 1869 heiratete er Paula Maillard (1847-1920), die Tochter des Kgl. Kellermeisters Heinrich Maillard und seiner Ehefrau Ottilie Seefisch, eine Großnichte von Ludwig Persius. Ihr Bruder Otto war übrigens ebenfalls Hofgärtner. 1871 wurde der einzige Sohn Gotthilf geboren, der auch Maler wurde, aber nicht so erfolgreich wie sein Vater war.
Hermann Schnee betrieb in Berlin ein "Damenatelier" und zog mit seinen SchülerInnen gern in die Umgebung von Berlin. Er war Mitglied im Verein Berliner Künstler und nahm an den jährlichen Ausstellungen teil. In den Sommermonaten ging er auf Reisen, er malte im Harz, in Thüringen, auch im Jura und in der Schweiz, in späteren Jahren begleiteten ihn seine Frau und auch seine Enkelin Erika auf diesen Sommerreisen.
Hermann Schnee, Schlossbrücke, Aquarell (Privatbesitz)
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Hermann Schnee, Wassermühle im Harz (Privatbesitz)
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Hermann Schnee, Wehr mit Wasserrad, Aquarell (Privatbesitz)
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Porträt des alten Hermann Schnee (Privatbesitz)
Lange Jahre war es still um Hermann Schnee, nur in der Familie wurden einige Erinnerungen und ein paar Bilder aus Sanssouci bewahrt. Landschaftsmalerei wurde nicht mehr so geschätzt. Das änderte sich in den letzten Jahren. Heute - seine Bilder tauchen jetzt wieder auf - gilt er als märkischer Landschaftsmaler von beachtlichem Können. Er war ein typischer Vertreter romantischer Stimmungsmalerei, wie man sie in den Gründerjahren und auch später noch liebte. Seine Motive waren malerische Stadt- und Dorfwinkel mit Fachwerkhäusern, Wassermühlen, idyllische Waldszenen, Kloster- und Burgruinen, Schloss- und Klostergärten - man fühlt sich bei vielen Bildern an Storms Gedicht "Abseits" erinnert:
"Kein Klang der aufgeregten Zeit / drang noch in diese Einsamkeit". Vielleicht gerade deshalb waren seine Bilder auch in "allerhöchsten Kreisen" beliebt, Kaiser Wilhelm I. erwarb das Bild "Potsdam von der Freundschaftsinsel", das heute in der Staatskanzlei in Potsdam hängt, und das große Ölgemälde "Aufbruch zu der Roten Jagd", heute im Jagdschloss Grunewald. (Figuren von C. J. Arnold). - Von Kaiser Wilhelm II. wurde Hermann 1893 zum Professor ernannt.
Die Beziehungen nach Sanssouci und Potsdam rissen nicht ab, die Familie Schnee nahm regelmäßig an den Familientagen teil, Hermann fungierte auch als Familienrat.
Am 24. Februar 1926 starb Hermann Schnee und wurde auf dem Sello-Friedhof in Potsdam-Bornstedt beigesetzt. Die Familie Schnee hat sich an die Tradition der alten Hofgärtner gehalten:
"einfache Granitfindlinge tragen die Daten von Geburt und Tod." (Theodor Fontane)
SE
Quellen und Literatur:
- Briefe aus Familienbesitz: Pauline Persius geb. Sello an unbek. Adressaten; Erika v. Huhn geb. Schnee an Klaus A. Eggert.
- Briefe aus dem Eigentum der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek in Kiel:
- 1. von Theodor Storm an R. H. Schnee, Hermann Schnee, Louise Schnee
- 2. von R. H. Schnee, Hermann Schnee, Louise Schnee an Theodor und Constanze Storm, z. T. ungedruckt
- Eggert, Sybille, Weißt Du etwas von Herm. Schnee? In: Storm-Blätter aus Heiligenstadt, 2007
- Fontane, Theodor, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Bd. 3: Havelland
- Fontane, Theodor, Theodor Storm. In : Fontanes Werke in 5 Bänden, Berlin und Weimar 1975, B. 1, 3. Auflage
- Goldammer, Peter, Mein ungezogener Adoptivneffe. Der Maler Hermann Schnee im Leben Theodor Storms. In: Storm-Blätter aus Heiligenstadt, 1996
- Helmholtz, Marie und Schnee, Louise, Album, 1850 und 1887, 10 Silhouetten, Privatbesitz
- Pietsch, Ludwig, "Maienzeit" - Beilage zu einem Faksimile des Hofgärtnerhauses im Park von Bellevue, 1910/11
- Schnee, Louise, Geschichte der Familie Schnee von 1660 bis 1905, Hettstedt, o. J.
- Storm, Gertrud (Hrsg.), Briefe in die Heimat aus den Jahren 1853-1864, Berlin 1907
- Wimmer C. A. u. a., Hofgärtnerverzeichnis. In: Preußisch Grün, SPSG, Berlin 2004
- Wirth, Irmgard, (Hrsg.), Berliner Malerei im 19. Jh., Berlin 1990