Auf dem alten Friedhof in Bornstedt waren begraben: Johannes Samuel Sello,
Königlicher Hofküchengärtner in Marly, sein Sohn Carl Julius
Samuel Sello, Königlicher Hofküchengärtner in Marly, und sein
Neffe Johann Wilhelm Sello, Planteur, wie es ihnen als Bewohnern von Sanssouci
zukam. Wann in der Familie Sello der Gedanke aufgekommen ist, einen
Erbbegräbnisplatz zu erwerben, ist nicht überliefert.
Johann Wilhelm Sello wurde nach 1869 vom alten Friedhof auf den Sello-Friedhof umgebettet, sein Stein wurde versetzt. Die Steine von Johann Samuel Sello und Carl Julius Sello wurden 1910 auf die Grabstelle von Johann Samuel Sello versetzt. |
Als Christian Ludwig Samuel Sello, Sohn des Johann Samuel S., Königlicher Hofgärtner im Terassenrevier von Sanssouci, 1837 starb, konnte man nur noch eine recht bescheidene Grabstätte an der Rückwand des Bornstedter Friedhofs erwerben, eingeklemmt zwischen einem Erbbegräbnis und einer Gruft. Wahrscheinlich wählte man diese kleine Grabstelle, weil man hier eine Möglichkeit zur Erweiterung sah. Jenseits der Friedhofsmauer befand sich eine Lehmgrube; hinter dem Sello-Grab aber lag das Gelände auf dem gleichen Niveau wie der übrige Friedhof. 1842 erwarb der Hofgärtner Hermann Sello, Nachfolger seines Vaters im Terassenrevier, ein "geräumiges Erbbegräbnis" von dem Kossäthen Rietz zum Preise von 125 Taler Courant. Für das kleine Gartenstück waren außerdem jährlich Naturalabgaben zu leisten: an den Pfarrer zu Bornstedt: 6 Metzen Roggen, an die Schule: 8 Metzen Roggen, 1 Bratwurst, 1 Brot und 4 Eier.1845 gab es zwei unerwartete Todesfälle: Louise Schnee geb. Sello, Hermann Sellos Schwester, starb im Januar, Ludwig Persius, sein Schwager, im Juni. Zur Lehmgrube hin hatte man eine Stützmauer errichtet, das Grundstück wurde nun mit einer Mauer aus gelbem Glindower Klinker und Pergola umgeben. Persius, Architekt des Königs, erhielt ein kunstvolles Grabmal, während für Louise Schnee - und später für die ganze Familie Schnee - die für die Sellos typischen Granitfindlinge gewählt wurden. |
In den Jahren bis 1866 hatte es nur wenige Beisetzungen auf dem
Sello-Friedhof gegeben. Am 14. Januar 1866 starb Aline Sello, Hermann Sellos
Frau, wenige Tage nach ihr Peter J. Lenné. Als Katholik konnte er in
Potsdam keine Grabstelle bekommen, so nahm Hermann Sello ihn auf seinem
Privatfriedhof auf. Im März starb Hofbaurat Ferdinand v. Arnim, im Mai
Ernst Emil Illaire, Chef des Zivilkabinetts.Auch diesen beiden
überließ Hermann Sello zwei Grabstellen. Man erwarb ein weiteres
südlich angrenzendes Geländestück von 7 1/2 Quadratfuß
zum Preis von 185 Talern von dem Kossäthen Rietz. Die Naturalabgaben
wurden durch Geld abgelöst. In den folgenden Jahren wurden der Bornstedter
Friedhof und der Sello-Friedhof umgestaltet.
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Alexander Bethge, Garten-Intendantur-Assistent, beschrieb das Aussehendes Sello-Friedhofs nach der Umgestaltung: "Ein stiller Frieden waltet über dem kleinen geweihten Ort, der für sich von verandaartiger Mauer und einem Kranze von Lindenbäumen umschlossen ist. Laubenartige Gewinde von rankenden Rosen und Gaisblatt überspannen theils zum Sitzen einladende Ruhebänke, theils die Grabplätze, welche unter dem Schutze üppig wachsender Lebensbäume heiteren Blumenbeeten gleichen oder mit Immergrün bezogen sind. Die Anordnung des Ganzen ist so sinnig durchgeführt, daß die Schönheit der dortigen Denkmäler durch den Pflanzen- und Blumenschmuck nur um so wirksamer hervorgehoben wird. Es macht daher dies Schmuckplätzchen den wohlthuenden Eindruck, als wollte es mild versöhnen mit den so bitteren Schmerzen des Todes." Das große Grabfeld in der Mitte war mit einer geschlossenen Decke aus blau und weiß blühendem Immergrün bedeckt. Persius' Grab wurde von einer Thuja beschattet, Illaires von einem großen Walnußbaum, die Nische war mit Efeu umrankt.[ ]." |
1876 starb Hermann Sello. Sein Vermögen vermachte er einer Familienstiftung (s. d.). Den Friedhof vererbte er seinen Geschwistern und deren Nachkommen. Bis zu seinem Tod hatte er für die Pflege der Sello-Gräber auf dem alten Friedhof gesorgt. - In der Folgezeit gab es mit der Gemeinde viele Auseinandersetzungen um die Pflege des Sello-Friedhofs. Man musste auch immer wieder darauf hinweisen, dass der Friedhof juristisch nicht zum Bornstedter Friedhof gehört. In den Kriegsjahren 1914-18 kam die Arbeit der Familienstiftung fast zum Erliegen. Das Vermögen der Stiftung ging nahezu verloren; Kurt Nietner, ehemals Hofgärtner auf dem Babelsberg, und seine Frau Käthe geb. Fintelmann kümmerten sich um den Friedhof und sammelten das Geld für die Pflege von den Nutzungsberechtigten ein. Viele konnten selbst den geringen Betrag nicht aufbringen. 1934 schien das Sello'sche Erbbegräbnis praktisch dem Verfall preisgegeben. Glücklicherweise schaltete sich Kurt E. Rosenthal als einer der Familienältesten ein, er rettete die Familienstiftung, dem Friedhof galt sein besonderes Interesse; wichtig war es ihm, die Pforten stets verschlossen zu halten, um den "Durchgang Fremder" zu verhindern. Er sorgte auch für eine würdigere Gestaltung des Eingangsbereiches und erwarb schließlich einen weiteren Geländeteil: am 12./14. Januar 1944 kaufte er einen Streifen von 175 qm von der Hofkammer Wilhelm Prinz zu Preußen zum Preise von 2500 Mark. (Beisetzungen auf diesem Teil waren aber erst ab 1989 möglich!) Abgesehen von dem steten Ärger um die Pflege - die Gemeinde verwies auf kriegsbedingten Arbeitskräftemangel - schien die Zukunft des Sello'schen Erbbegräbnisses gesichert. Dann kam das Jahr 1945 und alles schien verloren. Doch nun zahlte sich die einstige Generosität von Hermann Sello aus: das Grab von Peter J. Lenné sicherte seinem Friedhof den Fortbestand; wenn es auch keine Hofgärtner mehr gab, so lebten bestimmte Traditionen fort. "Die Nachfolger im Amt des berühmtesten Potsdamer Gärtners haben nie versäumt, im September einen [Lorbeer-]Kranz zu seinem Geburtstag niederzulegen und das Grab bis heute zu pflegen," berichtet C. A. Wimmer. Zu runden Geburtstagen erhielt das Grab regelmäßig offiziellen Besuch. Die Familie konnte aufgrund der Nachkriegsverhältnisse wenig tun. Kurt E. Rosenthal starb 1946 in Pfullingen. Durch seinen unermüdlichen Einsatz hat Klaus A. Eggert mit Unterstützung einiger Familienmitglieder von hüben und drüben die Stiftung und den Friedhof für die Familie gesichert. Er sorgte u. a. dafür, dass die Nietner-Stelen - gemäß einem Familientagsbeschluss von 1944 - nach Bornstedt geschafft wurden. Die Sicherung des Friedhofs war ihm das wichtigste Anliegen, als die Familienstiftung nach ihrer Wiederbelebung eine neue Satzung erhielt. Auch seine Nachfolger im Amt, Dr. H. J. Legeler und F. W. Weber verstanden die Sorge für den Sello-Friedhof als vornehmste Verpflichtung. Es war Thema auf jedem Familientag; Besuche wurden gemacht. Auch wurden Mittel und Wege gefunden, Gelder hinüberzubringen, um wenigstens die notwendigsten Pflegearbeiten durchführen zu können, mit Hilfe von Dr. D. Fintelmann u. a.. Erst 1976 gelang es mit Unterstützung des Pfarrers Kunzendorf den neuen Teil einzuzäunen und damit als Eigentum zu sichern. Nach dem Zusammenbruch der DDR gelangte der Sello-Friedhof wieder in die Obhut der Familie, "zu Nutzungen und Lasten", wie es im Testament von Hermann Sello heißt. - Auf dem 1991 erstmals nach 57 Jahren wieder in Potsdam wieder in Potsdam stattfindenden Familientag war der Besuch des Sello'schen Familienfriedhofs für einen Großteil der Teilnehmer ein besonderes Erlebnis. Seitdem finden wieder Beisetzungen von Familienangehörigen, die dies wünschen, statt und die Familienstiftung hat die Pflege des Friedhofs in Eigenregie mit dankenswerter Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde und der SPSG übernommen. |
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